RALF GAUCK

der Meister der Stillen Töne

 

Ralf Gauck, geboren 1965 in Worms am Rhein, begann mit 6 Jahren in die Welt der Musik abzutauchen. Mit der Blockflöte an seiner Seite lernte er die ersten Noten zusammen mit den ersten Buchstaben. Musik war für Ihn eine eigene Welt, ein Rückzugsort und eine Sprache, die Gefühle besser transportieren konnte als Worte. Wenn viele seiner Freunde sich zum Fußball spielen verabredeten, zog Ralf sich in sein Zimmer zurück und spielte alle Sorten von Flöten. Schon damals war die Musik seine Welt.

 

Mit vierzehn Jahren veränderte sich aber diese Welt. Mit der Pubertät kam auch das Bedürfnis, sich einem Instrument zuzuwenden, das cooler war und in seinem Umfeld mehr akzeptiert wurde. Zu weihnachten bekam er auf seinen eigenen Wunsch hin von seiner Oma eine Gitarre geschenkt. Wenn andere in seinem Alter die Musik aus der aufkommenden Disco Zeit hörten, war es Anfangs die Musik von Neil Young, die ihn begeisterte. Er liebte diesen eigenständigen Klang von Young's Gesangsstimme und seinen eigenwilligen Stil akustische Gitarre zu spielen.

 

Manchmal sind es die Dinge im Leben, die auf dich zukommen. Dinge von denen du nicht weißt, warum dies in dem Moment passiert. Aber diese Momente verändern schlagartig dein Leben. Ein solcher Moment war es für Ralf, als er sich eine Schallplatte kaufte, nicht weil er die Musik darauf gut fand, sondern weil darauf ein junger Gitarrist mit einer akustischen Gitarre zu sehen war. Die Musik Neil Young war zu diesem Zeitpunkt wohl noch wichtig für ihn, aber Ralf war auf der Suche nach Neuem, neue Klänge, die man nicht in den üblichen Radio- und Fernsehsendungen der ausgehenden 70er Jahre hörte.

Dieser Moment, als Ralf die Schallplatte an einem Samstag Nachmittag auflegte, veränderte sein Leben. Diese Musik, die in da erreichte, war eine Offenbarung für ihn. Nie hatte er solche Musik gehört, offene Klangstrukturen mit schwebenden Harmonien, einfache singbare Melodien über komplexe Akkordverbindungen und eine nicht beschreibbare Tiefe – mit anderen Worten die Musik von Pat Metheny. Mit einem Schlag wurde ihm klar, was er in seinem Leben machen wollte. Musiker zu sein, war das Einzige, was für ihn in seinem Leben Sinn machte. So begann er Gitarre zu lernen. Er tat dies mit noch größerer Leidenschaft, wie das Flöte spielen, komponierte schon früh die Lieder und beschäftigte sich mehr mit Noten und Klängen, als mit den Dingen, welche einem in der Schule beigebracht wurden. Die Gitarre war sein ständiger Begleiter und wenn möglich begleitete sie ihn auf seinen Schulwegen.

 

Sein Elternhaus unterstütze ihn wohl dabei, wenn es darum ging Unterrichtsstunden für Gitarre zu nehmen. Jedoch Musik als Beruf kam für ihn aus diesem Umfeld heraus nicht in Betracht. So begann er nach der Schule zuerst eine Lehre im Elektroberuf. Tagsüber ging er arbeiten und nach dem Feierabend übte er stundenlang Gitarre.

Erste Berührungen mit dem Jazz führten ihn dann über die Schallplatte 80/81 von Pat Metheny zu einem weiteren Wendepunkt. Er hörte den Klang eines Charlie Haden auf dem Kontrabass und dessen Fähigkeit mit nur einem Instrument und auf nur vier Saiten Menschen in seinen Bann zu ziehen. Auch wenn es noch viele Jahre dauerte, bis er sich auch dieser Herausforderung stellte, so war es eine seiner wichtigsten und nachhaltigsten Einflüsse als Musiker. Nicht nur das musikalische Vokabular eines Charlie Haden, sondern auch die Produktion Technik dieser Aufnahme zog ihn in seinen Bann. Sicher wurde hier der Grundstein gelegt, viele Jahre später in Oslo seine eigene CD vom gleichen Tonmeister Jan Erik Kongshaug aufnehmen zu lassen.

 

Bis dahin waren es aber noch viele Jahre, die noch einige Umwege für ihn bedeuteten. Zuerst mußte Ralf den Widerstand im Elternhaus beseitigen, bis er mit seiner Gitarre zu Studien nach Holland und Amerika ging. Durch einen angeborenen Sehfehler konnte er keinen Führerschein machen und die Liebe zum Bass mußte noch warten. Für ihn war es in dieser Zeit nicht das Instrument, was im Vordergrund stand, sondern die Musik. Er konnte alles lernen, was er in seiner Heimatstadt Worms nicht lernen konnte. Auch waren die Wege zu dieser Zeit für ihn ohne Auto zu weit, um das umsetzen was er lernen wollte.

Doch seine Gitarrenstudien waren für ihn der nötige Umweg zum eigentlichen Ziel.

 

Als er aus Amerika nach Deutschland zurück kam, gründete er eine Familie und begann Unterricht zu geben. Damit hatte er die Möglichkeit sich nach all den Jahren dem Bass zuzuwenden und begann zuerst auf einer akustischen Bassgitarre. Charlie Haden und seine Musik waren sein Ein und Alles und damit begann er auch die ersten Gehversuche als Solobassist.

Zu dieser Zeit wurde er Bassist des Ensembles Chantal. Dies wurde für ihn die eigentlichen Lehrjahre als Musiker. Es waren nicht musikalische Themen, welcher er dort lernte, sondern alles ums Musik-Marketing, wie Tour Alltag oder Werbung. Aber auch die ersten Aufnahmen in professionellen Tonstudios oder musikalische Darbietungen im Fernsehen absolvierte er in dieser Zeit. So war er mit dem Ensemble Chantal zwei mal zu Studioaufnahmen in den weltberühmten Abbey Road Studios in London, produzierte Referenz CDs für die Firma Bose und spielte auf großen Bühnen. Der musikalische Leiter und Manager des Ensembles Michael Hofmann – von der Weiden öffnete ihm viele Türen und er wurde zu einem wichtigen Mentor und Freund. Vieles was Ralf in dieser Zeit lernte, gingen auf die Unterstützung dieses Freundes zurück.

 

Gleichzeitig begann er seine Karriere als Solobassist und die Orte, wo er seine Musik spielte, wurden immer internationaler. Seine Reisen und die damit verbundenen Termine zwangen ihn, sich zu entscheiden, sich auf eine Sache zu konzentrieren. So trennten sich die Wege zu Chantal, aber nicht zu seinem Freund Michael Hofmann – von der Weiden.

Es entstanden die ersten Solo CDs, welche von der Presse gefeiert wurden und die ihm den Titel „Meister der leisen Töne“ einbrachte. Seine Musik am Bass geht zurück auf die Einflüsse eines Charlie Haden, mehrstimmige Klangfarben und Melodien in den Focus zu stellen. Menschen nicht mit technischen Finessen oder Hilfsmitteln zu beeindrucken, sondern die Musik auf das Wesentliche zu reduzieren, sie virtuos und doch so darzubieten, als wäre es das selbstverständlichste der Welt. Nicht für die Insider der Musik die Bühnen betreten, sondern für alle Menschen, die Lust auf handgemachte Musik haben und welche die Herzen erreichen soll.

 

2005 entschied sich Ralf auch einen Fokus auf Musik anderer Künstler zu legen. Waren bis dahin vordergründig eigene Komposition in seinem Konzert Programm, begann er sich der Musik von Sting und der Gruppe Police zuzuwenden. Knapp ein Jahr dauerte es, bis er diese Musik auf nur vier Saiten einer akustischen Bassgitarre ohne Bünde brachte.

Mit dem Verleger Peter Finger fand er eine Firma, die diese Musik auf CD veröffentlichen wollte. Jedoch wollte der Rechteinhaber der Sting Kompositionen EMI nicht die Rechte dafür frei geben, Ralf's Bearbeitungen zu veröffentlichen. So schien sich die Arbeit eines Jahres und der Plattenvertrag mit Finger's Label in Luft aufzulösen. Die Zustimmung von EMI war zwingend notwendig für die Veröffentlichung.

 

Es kam jedoch anders als gedacht. Es war die Unterstützung von Ralf's zweiter Ehefrau Manu, die innerhalb einer Woche die privaten Adressen von Sting im Internet ausfindig machte, die Probeaufnahmen von Ralf in ein Kuvert packte und an diese Adressen sendete. Sie wollte Sting überzeugen, sich persönlich dafür einzusetzen, die Freigabe für die Produktion zu erteilen.

So war es bei einer Konzertreise an der Ostsee in dem Ort Wustrow, wo Ralf eine Mail von Sting erreichte, wo er ihm mitteilte, dass er sich die Aufnahmen angehört hätte, sie ihm sehr gut gefallen und Ralf viel Glück mit der Produktion wünsche. Man würde ihm in den nächsten Tagen die Verlagsverträge zusenden. Dieser Moment in der Gemeindeverwaltung in Wustrow, wo Ralf an einem öffentlichen Computer diese Zeilen in der Mail las, sind ihm noch heute so präsent wie in diesen Tagen.

 

Aber was macht man mit einem solchen Ritterschlag von einem der größten Musikern in der Popgeschichte? Man packt noch eine Wunschtraum oben drauf.

Einfach nur bei sich zuhause oder in einem Studio von Peter Finger die Aufnahmen von Sting anzufertigen schien Ralf nicht passend. Es mußte mehr passieren, in seinem Kopf wollte er den Klängen noch eine Tiefe verleihen, die er selbst bisher nur in den Produktionen aus den Kindertagen gehört hatte. Eine Tiefe, welche nur ein Tonmeister in der Welt hinbrachte, als er Pat Metheny und Charlie Haden aufnahm. So entschied sich Ralf dafür alle Ersparnisse zusammen zu tragen, sich zusammen mit seiner Frau Manu und seiner akustischen Bassgitarre nach Oslo aufzumachen und dort von Jan Erik Kongshaug aufnehmen zu lassen. Mit seiner Erfahrung aus Chantal Tagen und der Unterstützung seiner Frau Manu entstand für Ralf ein Meilenstein. Diese CD schaffte es in die Jahresbestenliste 2007 der Wochenzeitung DIE ZEIT und die Fachpresse überschlug sich förmlich des Lobes. Die renommierte Firma Audiotec-Fischer oder die Fachzeitschrift AUDIO nutzten diese CD als Referenzaufnahme ihrer Audiosysteme.

 

Es folgten Konzerte im In- und Ausland und es entstanden dabei Freundschaften zu internationalen Kollegen, wie zum Beispiel Sandor Szabo, Ian Melrose oder Claus Boesser-Ferrari.

 

Dieser Erfolg wurde auch durch die Deutsche Popstiftung gekrönt, welche ihn in den darauffolgenden Jahren mehrfach mit dem ersten Preis als bester deutscher Bassist auszeichnete.

Die Edelbassmanufaktur Franz Bassguitars waren es schließlich, welche Ralf ein besonderes Instrument bauten, das heute als Ralf Gauck Signature Instrument weltweit verkauft wird. Mit diesem Instrument hat Ralf sich eine ganz eigene Stimme auf dem e-Bass erschaffen, die einzigartig ist und auf vielen Produktionen zu hören ist.

 

Seine Liebe zu hervorragend klingenden Tonaufnahmen und Konzertdarbietungen, war es schließlich, welche Ralf mit dem Duisburger Unternehmen Rheingold Music zusammen brachten. Deren exklusiven Kabel begeisterten Ralf vom ersten Moment an und über die Jahre entstanden Produkte wie Boxen und Verstärker, welche ihn auf seinen Konzertreisen begleiten. Es ist die Liebe zum Detail, welche ihn dabei begeistern, denn Ralf macht keine Musik der großen Masse, sondern sie ist genauso einzigartig wie die Produkte dieser Firma.

 

Wie bei fast allen Musikern weltweit, so war es auch für Ralf in der Corona Zeit eine harte Zeit sich beruflich über Wasser zu halten. Kurz vor dem verhängten Auftrittsverbot spielte er noch ein Konzert in dem renommierten Wiener Club Porgy & Bess und auf der Fahrt zum Bahnhof sagte ihm der Taxifahrer, dass er glaube, dass die Welt bald Kopf stehen würde. Dieser Taxifahrer sollte leider Recht behalten, denn auch für Ralf kamen die Jahre ohne Konzerte. Kurz davor hatte Ralf sich aufgemacht und seine Kompositionen für sein erstes eigenes Trio arrangiert. Es sollte aber nicht irgend ein Trio sein, welche es schon so oft in der Konzert Landschaft gab und bis heute noch gibt. Ralf formierte seinen Bass um eine Geige und ein Cello. Die ersten Konzerte vor Corona waren ein großer Erfolg, der leider durch diese Situation nicht fort geführt werden konnte.

In dieser Zeit beschäftigte Ralf sich sehr mit dem Thema Video und produzierte einige Filme mit Musik. So entstand ein Video mit der wunderbaren Cellistin Julia Panzer, das die beiden in einem besonderen musikalischen Gewand präsentiert.

 

Das Jahr 2024 soll für Ralf jedoch einige große Veränderungen mit sich bringen. Zum Einen wird er mit seiner Frau die Stadt Worms in Rheinland Pfalz verlassen. Die beiden haben sich ein Haus an der Nordseeküste gekauft und werden nach Ostfriesland in die Stadt Norden ziehen. Dort wird er sich sein eigenes Audio- und Videostudio einrichten, in dem er produzieren und unterrichten kann. Ein großer Teil seines Unterrichtes erteilt Ralf im Onlineunterricht, so hat er Schüler aus ganz Deutschland bei sich im Unterricht.

 

Zum Anderen möchte er wieder sein Trio mit Geige und Cello aufleben lassen und Konzerte spielen. Neue Aufnahmen sollen entstehen und mal schauen, vielleicht gibt es dann auch eine neue CD.